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Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

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Munitions- und Sprengstoffwerk in Malchow

Kurzfassung Heft 2

erschienen: März 1995

Autoren: Alfred Nill, Christiane Sawatzki, Eberhard Fromhold-Treu, Gerhard Bröcker.

 

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann ab 1933 die systematische militärische Aufrüstung des Deutschen Reiches. So entstanden über 120 Rüstungsbetriebe, die über ganz Deutschland verteilt waren. Zu diesen Betrieben gehörte auch das Munitions- und Sprengstoffwerk in Malchow. Der Aufbau begann 1938 versteckt und gut getarnt in einem 360 ha großen Waldgebiet und umgeben von Wasser / Seen ca. 2km westlich von Malchow.

 

Der Produktionskomplex

Zu den Produktionsanlagen sowie Verwaltungs- und Versorgungsbereichen gehörten Labore, Werkstätten, Magazine, Pressereien, Füllstellen und Entsorgungsanlagen. Das Werk war durch ein Anschlussgleis mit dem Schienennetz der Deutschen Reichsbahn verbunden.

Die Bauarbeiten im Werk dauerten bis 1943, aber bereits seit Oktober 1939 wurden in den bunkerartigen Produktionsstätten Sprengkapseln und der Sprengstoff „Nitropenta“ hergestellt. Zur Sicherung und Erfüllung der Rüstungsproduktion war eine enorme Zahl an Arbeitskräften erforderlich. Von 1939-1945 war die DAG der einflussreichste und größte Arbeitgeber der Stadt und der Region. Zur festen Belegschaft zählten betriebliche Führungskräfte, Ingenieure, Angestellte und Spezialisten. Zur Unterbringung der Arbeitskräfte wurden zwei große geschlossene Siedlungskomplexe mit Wohnunterkünften und Versorgungseinrichtungen errichtet, die nach dem Krieg zivilgenutzt werden sollten.

 

Die Siedlungskomplexe

Es wurden zwei Sieglungskomplexe gebaut: Das sogenannte Männerlager (West A): Torbogen-Heinestraße, Beethovenstraße, Bachstraße, Mozartstraße, Fritz-Reuter-Straße und das sogenannte Frauenlager (West B): Torbogen-Platz der Freiheit, Jugendherberge, Schubertstraße bis Lagerstraße.

In den beiden Siedlungskomplexen entstanden hinter den Torhäusern die Wohnhäuser, Versorgungsgebäude mit Küchen, Speisesäle, medizinischen und sanitären Einrichtungen, Wäscherei, Post, Friseur, Feuerwache, Schweineställe, Schlachthaus. Seit 1939 wurden Arbeitskräfte auf unbegrenzte Zeit zur Kriegsproduktiondienst verpflichtet. Aus den besetzten Gebieten deportierten die Wehrmacht und die SS ausländische Arbeiterinnen, Kriegsgefangene sowie weibliche Häftlinge aus Konzentrationslagern zur Rüstungsarbeit in der gefährlichen Sprengstoffproduktion. Für die große Zahl an Arbeitskräften wurden zusätzliche Holzbaracken in der Theodor-Storm- Straße, am Karpfenteich, am Alt-Schweriner-Weg und an der Lagerstraße für Unterkünfte gebaut. Ab 1943 wurde zur endgültigen Absicherung des Arbeitskräftebedarfs ein Außenlager des KZ-Ravensbrück an der Lagerstraße, ca. 1km vom Munitionswerk entfernt, für 1200 Häftlingsfrauen errichtet.

 

Schreckliche Zustände im Außenlager Malchow

Das Außenlager Malchow wurde ein Ort der Angst, der Wut, der Menschenverachtung und somit ein Ort des Verbrechens. Wachtürme und ein elektrisch geladener Stacheldrahtzaun sorgten dafür, dass zu diesen Frauen kein Kontakt aufgenommen werden konnte. In den Häftlingsbaracken herrschten menschenunwürdige Bedingungen. Die hygienischen Zustände waren völlig unzureichend, ebenso die Kleidung und Ernährung der Inhaftierten. Im Werk mussten sie unter ungeheuer schweren Bedingungen täglich 10-12 Stunden die gefährlichsten Arbeiten ausführen, die bei der Herstellung von chemischen Kampf- und Sprengstoffen anfielen. Schwere Unfälle und der Tod gehörten bald zum Alltag im Außenlager Malchow.

 

Das Ende des Krieges

Mit dem Einzug der sowjetischen Streitkräfte am 02. Mai 1945 war der Krieg für die Frauen des Konzentrationslagers, die Kriegsgefangenen, die ausländischen Zwangsarbeiter sowie für die Malchower Bürger beendet. Allmählich erfolgte die Rückführung der Verschleppten in ihre Heimatländer. Auf dem Werksgelände begann die Demontage der Maschinen und der Werkseinrichtungen als Reparationsleistungen für die Sowjetunion. Große Teile der Werksanlagen wurden gesprengt und zerstört. Vom eigentlichen Produktionsstandort ist heute nur noch wenig zu sehen. Im Wald befinden sich vereinzelt noch Bunker- und gesprengte Betonteile, die größtenteils überwachsen und schwer zugänglich sind. Gut erkennbar sind der Verlauf der ehemaligen Werksbahn mit den Betonpfeilern und die Kohlelagersegmente an der Karower Chaussee. Das Verwaltungsgebäude an der Karower Chaussee sowie die Wohnhäuser in der Thälmannsiedlung und die Siedlungskomplexe des ehemaligen Männer- und Frauenlagers blieben erhalten.

 

Wegen der großen Nachfrage ist dieses Heft nicht mehr in der Originalfassung vorhanden, sondern nur als Kopie erhältlich. Es ist daher vom Arbeitskreis Stadtgeschichte beabsichtigt, eine Neuauflage mit inhaltlichen Ergänzungen erscheinen zu lassen.

 

Dieter Kurth

Stadtarchivar